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Der Historische Reitstadel wurde im Zweiten Weltkrieg fast völlig zerstört und erst ab 1978 wieder aufgebaut. Der Architekt Prof. Dipl. Ing. Karl Habermann (Buchendorf) wurde mit der Ausarbeitung eines Plangutachtens über den Ausbau des Reitstadels zu einem Kulturhaus beauftragt. Das neue Raumprogramm beinhaltete eine klare und großzügige Raumabfolge sowie die Beschränkung auf zwei statt drei Geschosse: einen großen Konzertsaal, der auch für Theateraufführungen genutzt werden kann und ein durchgehendes Foyer, zugleich Ausstellungsraum im Erdgeschoß.
Das Dach und die Zwischendecken des Reitstadels waren heruntergebrannt, aber die mächtige Umfassung (solides Bruchsteinmauerwerk aus Jurakalk) hat die Jahrzehnte, die es ungeschützt der Witterung ausgesetzt war, erstaunlich gut überstanden. So brauchte man es beim Wiederaufbau nur an wenigen Stellen ergänzen, durch eine innen vorgesetzte Ziegelschale egalisieren und mit einer Wärmedämmung versehen.
Die größte Herausforderung war die Ausbildung der Saaldecken und des Traggerüstes für das steile, mit Gradschnitt-Biberschwänzen gedeckte Dach. Der Architekt entschloss sich, das Obergeschoß in den Dachraum hinein auszuweiten – der Saal hätte sonst nicht das nötige Volumen für Orchesterkonzerte erhalten, und vor allem wäre die geräumige Empore, die über dem oberen Foyer aufsteigt, nicht unterzubringen gewesen. Die Auflagen des Brandschutzes ließen Dachstuhlkonstruktionen in Holz oder in Stahl nicht zu; die Dachbinder wurden aus einem Stück und in sich biegungssteif als Stahlbetonfertigteile ausgebildet und in ca. 2,75m Abstand aufgestellt. Sie sind aufgelagert auf einem liegenden Stahlbetonringbalken, der vor die innere Wandflucht stark vor tritt. Dieser Vorsprung und zugleich der Rücksprung der Bruchsteinmauer um 20cm in der oberen Hälfte ist gestalterisch bewältigt durch eine vorgesetzte Wandverkleidung aus Fichtenholzbrettern, die den Raum wirkungsvoll gliedert, die Plastik der Fensternischen steigert und vor allem zu der ausgezeichneten Akustik beiträgt.
Ein weiterer Kunstgriff: die wie Segel geschweiften weißen Putzflächen der unter die Saaldecke und die Dachschrägen eingehängten Rabitz-Konstruktion. Sie hat einen dreifachen Effekt: Die Akustik wird zusätzlich verbessert,
die Zuluftschlitze für die Klimaanlage verschwinden in den eingezogenen Falten, der Raum erscheint größer und bekommt eine eigentümliche beschwingte, festliche Note. Diese wirkt umso stärker, als der ganze Bau in seiner sonstigen Ausstattung vor einer strengen, aber durchaus gediegenen Haltung ist, die sich wohltuend von einem übertriebenen Materialeinsatz distanziert. Ein einfacher Muschelkalkboden im Ausstellungsraum, im Foyer und auf den Treppenstufen, dazu weiß geschlämmtes Mauerwerk und Fichtenholz-Bretterschalung an den Decken; im Saal Eichenparkett und ein stabiles und komfortables, fest eingebautes Eichenholz-gestühl, einfachste Beleuchtungskörper, Eichenholzfenster, massive Eichenholztore – alles in allem eine Schlichtheit und robuste Gebrauchstüchtigkeit, die dem Anspruch des großartigen, typisch oberpfälzischen Bauwerk in jeder Hinsicht gerecht wird.
(Auszüge aus: Der Bauberater, Werkblatt des Bayer. Landesvereins für Heimatpflege e.V., 46. Jahrgang, Heft 2/3, München 1981, 2. Und 3. Vierteljahr)
Verantwortlich für die Akustik: Fa. Müller-BBM GmbH / www.MuellerBBM.de Der Historische Reitstadel war eines der frühen Projekte der Firma MüllerBBM. Die MüllerBBM ist weltweit aktiv und zeichnet unter anderem auch für die Akustik folgender Häuser verantwortlich: Mariinsky II Theater St. Petersburg, Bolschoi Theater Moskau, Cuvillies Theater München, Festspielhaus Baden-Baden, Felsenreitschule Salzburg, Teatro del Lago Frutillar (Chile), Qingdao Concert Hall China, Konzerthaus am Gendarmenmarkt Berlin, Philharmonie Essen und viele, viele mehr.
Im November 2012 wurde der Konzertsaal des Historischen Reitstadels zusätzlich mit einem High-Tech-Akustikvorhang ausgestattet. Dieser ermöglicht es, die Akustik im Konzertsaal (z.B. bei großen Orchestern, CD-Aufnahmen ohne Publikum usw.) hervorragend in zwei Stufen zu regeln.
Zum Historischen Reitstadel sagt Grand Seigneur der Produzenten Dieter Oehms (Oehms Classics):
„… immer im Gespräch als wunderbarer Raum für Aufnahmen, als ein Schmuckstück, soweit ich zurückdenken kann… Der Pianist will den besten Raum und das beste Instrument. Mindestens jeder dritte Pianist sagt: hier und nirgends anders.“